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Deutschland in Gelée - Germany in Aspik by Yvonne Paul, 2009
Deutschland in Gelée im Jahr 2009:
“Deutschlands Politik scheint erstarrt zu sein – nach fast einem Jahr Weltwirtschaftskrise finden inhaltliche Diskussionen nicht mehr statt. Wenn zum Beispiel große Unternehmen wie der Quelle-Konzern oder die Schaeffler-Gruppe in Zahlungsschwierigkeiten sind und die Eigentümer sich weigern, ihr Milliarden-Vermögen zur Rettung dieser Konzerne einzusetzen und stattdessen den Staat anpumpen, dann ist das eine riesige Sauerei, denn:
Eigentum verpflichtet!
Nur, wo bleibt hier der Protest der Gewerkschaften und der linken Parteien?
Die scheinen in Angststarre verfallen zu sein und retten sich in veraltete Rituale, anstatt eine politische Diskussion über eine humanere Wirtschaftsform zu führen.
Deutschland in Gelée!”
Yvonne Paul im Oktober 2009
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Yvonne Paul - 1. Jun, 14:05




Objektreihe "SOG", Yvonne Paul 2004
Der Religionsphilosoph Klaus Heinrich in einem Interview mit Horst Kurnitzky über die Sog-Wirkung der Mythen:
„ Die realen Ursprungsmythen der Völker, so wie sie uns überliefert sind, sprechen von sehr gefährlichen und bedrohlichen Vorgängen in der Gattungsgeschichte. Sie führen uns wahrscheinlich in die Zeit der neolithischen Revolution zurück, in der die Menschengesellschaft wie nie zuvor in den Naturhaushalt eingegriffen hat, Wälder stückweis' gerodet, städtische Siedlungen angelegt, die Erde aufgerissen hat. Und in diesem Zusammenhang kommt es zu einer Flut von Opfern und Wiedergutmachungen. Gegen die große Angst, die dieser Eingriff mit sich führt, wird aufgeboten ein bis ins Detail schilderndes und zugleich sozusagen blockierendes Arsenal der Mythologie. Es wird ein riesiges systematisches Netz gesponnen - so wie zu den ersten häuslichen Siedlungen dann sozusagen die Verhäuslichung des Kosmos mit dazugehört -, und in diesem Netz wird die Geschichte festgehalten mit allen ihren Verdrängungsunternehmungen. Da ist der 'ungebrochene Ursprung' das Produkt von Vorgängen ganz großer und einschneidender Veränderung…
Woran mir liegt, wenn denn von Mythos und Ursprungsmythos gesprochen wird, ist, daß die Mythologie (die ein sehr ähnliches bis gleichartiges Szenarium um nicht nur das Mittelmeer herum, sondern bis nach Ostasien hinein, bis in die mittel- und südamerikanischen Länder charakterisiert) als so etwas wie eine gattungsgeschichtliche Erscheinung tatsächlich auf immense große Veränderungen ohne Beschönigung antwortet. Wir können aus diesen Dokumenten bis heute lernen. Wir lernen Verdrängungsprozesse, wir lernen große Ängste der Menschengesellschaft: Zerrissen-Werden, Verschlungen-Werden, Zerstückelt-Werden - dieses alles lernen wir, und zwar in Zusammenhängen, über die man diskutieren kann, aus den Mythologien kennen.
Wenn Sie an den berühmten Streit der Religionswissenschaft vor Jahrzehnten denken - was war denn nun früher, oder gehörte es immer zusammen: das Opfer mit seinem Kult und der Mythos, der davon berichtet? -, so, finde ich, ist die zeitliche Frage dabei nicht interessant. Spannend ist aber zu sehen, daß die Mythen in der Weise, wie sie berichten, tatsächlich gegenüber den Kulten einen Freiheitsspielraum setzen. Sie variieren, und damit ist die Verbindlichkeit, von der sie reden, zu gleicher Zeit gebrochen. Sie tun darüber hinaus etwas sehr Entscheidendes: sie setzen Worte ein, und damit ist die Aufklärungsinstanz von vornherein da. Also ohne Rückgriff auf die Mythen und auf das, was sie uns mitteilen an Konflikten, die uns bis heute berühren, weil sie bis heute nicht erledigt sind, ließe sich Gattungsgeschichte nicht schreiben.“
(aus: Niemandsland. Zeitschrift zwischen den Kulturen. Heft 3, 1987 Berlin, S. 85f.)
Infos zu Klaus Heinrich:
https://www.ludibrium.de/Heinrich.htm
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Yvonne Paul - 12. Dez, 15:15
(…) Haare haben, genauso wie der Blinddarm, keine lebensnotwendige biologische Funktion. Sie sind also nur (?!) Schmuck und vor Allem: das körperliche Symbol des Menschen, mit dem er seine Kultur, seine Identität ausdrücken und finden kann. Da Haare keine organische Funktion haben, aber aus dem Körper entstehen, ist ihre kultische Bedeutung für den Menschen enorm.
Haare symbolisieren sowohl die weibliche als auch die männliche Sexualität. Sie symbolisieren das Prinzip der Unordnung. Sie stellen gleichsam den 'Ursprung' dar, das 'Chaos', aus dem das Neue hervorgehen kann.
Darum üben Haare eine große Faszination aus und werden in jeder Kultur mit strengen Regeln bedacht. Sie müssen behandelt werden, um das Gleichgewicht zwischen den Geschlechterpolen wieder herzustellen. Umso ungeordneter das Haar ist, desto größer ist das 'ursprüngliche Chaos'. Fettige, unfrisierte Haare sind gefährlich, weil sie kultisch nicht gebannt sind. (…)
(c) Yvonne Paul 1995 (Auszug aus dem Referat: Die Haare – Metaphern der Weiblichkeit))
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Yvonne Paul - 6. Dez, 19:00